Übernachtung in einem kleinen Hostal, sehr ländlich und sehr hübsch. Der knarrende Holzfußboden hat seinen ganz besonderen Charme...Die Hostalmutter tischt ein für die Region typisches und köstliches Abendessen auf: Grüne Bohnensuppe mit viel Knofi, Forelle als Hautpgang und Tarte aux Pommes als Nachspeise. Und der Padrone schenkt dazu einen sehr guten Vino Tinto "Los Señorios de Irati" aus. Gegen 23 Uhr begeben wir uns - wieder einmal als Letzte - auf unser kuscheliges Zimmer und fallen augenblicklich müde und erwartungsfroh, was wohl die kommenden Tage bringen mögen, in den Schlaf.
Dienstag, 6. Mai 2008
Wer bei offenem Fenster schläft und die gute Landluft genießt, kann es schon ab 5 Uhr morgens hören, das eintönige aber stetige: klack - klack - klack. Da sind sie also: die richtigen Pilger! Und während wir uns noch einmal in unseren herrlichen Betten umdrehen, sind sie schon auf dem camino unterwegs.
Bei uns heißt es - wie jeden morgen: Frühstück um 8 Uhr, Abmarsch um 9 Uhr.
Wetter: 22° tagsüber, 14° des nachts.
Unsere Jakobstour geht erst einmal ganz gemütlich los, nämlich mit Oscar und dem Bus. Es geht stetig bergauf durch die Pyrenäen bis zur Passhöhe Puerto de Ibañeta (1057 m). Von hier aus hat man einen phantastischen Fernblick nach Frankreich, Spanien und in die Pyrenäen. Hier steht neben der modernen "Capilla del Savador" (1965) das Rolandsdenkmal (s.u.).
Die Rolandssage basiert auf dem Kampf Kaiser Karls des Großen und seiner Paladine, darunter der Markgraf Roland, Karls Neffe, gegen die heidnischen Mauren in Spanien.
Roland führte die Nachhut von Karls Heer an, das Pamplona zerstört hatte. Der Sage zufolge werden er und weitere elf Ritter bei Roncesvalles vom heimischen baskischen Heer überfallen und, da Roland aus Stolz zu lange zögert, bevor er mit einem Stoß in sein Horn Olivant Karls Heer zu Hilfe ruft, werden alle getötet.
Im Rolandslied / der Rolandssage werden die baskischen Angreifer allerdings zu Mauren, Roland zum tapferen Helden und Karl der Große zum Retter - eine Version, die gut in das Weltbild der christlichen Kämpfer passte, die gegen die maurische Herrschaft kämpfte.
Der Stoff wurde mehrfach verarbeitet bzw. übersetzt und auch parodiert. Zudem entwickelte sich um den als Märtyrer angesehenen Roland ein regelrechter Kult, und so enstanden in Deutschland zahlreiche Rolandstädte, die auch heute noch von einem Abbild Rolands in Form einer Statue bewacht werden.
Von der Ibañeta Höhe unternehmen wir unseren ersten Fußmarsch bergab Richtung Roncesvalles durch eine wunderschöne Waldlandschaft, entlang an einem kleinen Bach. Die Sonne strahlt herrlich durch die Zweige und Äste - es ist wie im Märchen.
Roncesvalles beeindruckt durch sein überragendes Kloster. In der hochgotischen Abtei befindet sich das Grabmal des navarrischen Königs Sancho VII. im gotischen Kapitelsaal.
Während wir einige Zeit im Inneren der Kirche verweilen - schließlich wird man müde nach einer halbstündigen Wanderung :-) - versucht unser Reiseleiter Peter Luis, Pilgerausweise für uns zu ergattern. Leider jedoch ohne Erfolg, denn die Dame, die eigentlich um 10 Uhr ihren Laden öffnen soll, ist um 10:20 Uhr immer noch nicht aufgetaucht, und somit besteigen wir wieder unseren Bus und fahren zum Ausgangspunkt der nächsten Wanderung nach Viscarret.
Dort füllen wir dann am Brunnen unsere Wasserflaschen und besorgen uns in der örtlichen Tienda erst einmal Proviant, um die kommenden 6,5 km auch durchstehen zu können. Nach Santiago de Compostela sind es nun auch nur noch 790 km - also: Packen wir es an!
Wieder einmal erwartet uns ein richtig lauschiger Weg. Zuerst steil bergauf, vorbei an Kuhweiden und dann wieder durch die wunderschöne Waldlandschaft der Pyrenäen.Urplötzlich taucht eine Gedenktafel am Wegesrand für einen japanischen Pilger auf, der die Tour nicht überlebt hat, und dem seine Mitpilger hier ein kleines "Denkmal" gesetzt haben.
Und damit es uns nicht genauso geht, machen wir erst einmal Picknick und verzehren unsere in Viscarret erstandenen Köstlichkeiten.
Am Puerto de Erro erwartet uns dann wieder Oscar mit dem Bus. Viele möchten wohl gerne noch etwas länger wandern - es ist so schönes Wetter und eine solch traumhafte Landschaft - aber es gibt einige geschichtsbeflissene Mitreisende (angeblich sollen es mehr als zwei gewesen sein...), die auf dem schnellsten Wege nach Pamplona wollen. So ist das nun einmal bei einer Gruppenreise: Wenn etwas geändert wird, das ausdrücklich im Reiseprospekt steht, müssen sich halt alle einig sein.Also, wieder auf in den Bus und Richtung Pamplona!

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