Sonntag, 4. Mai 2008

Sanfermines und Encierro

Die Sanfermines haben drei geschichtliche Hintergründe. In erster Linie werden sie zu Ehren des Hl. Firmin d.Ä. gefeiert, einem Sohn der Stadt, der ca. im dritten Jahrhundert n.Chr. die Gegend um Amiens (Frankreich) missionierte. Kurioserweise ist San Fermin weder der Schutzheilige Pamplonas (das ist San Saturnino) noch der der Region Navarra (diese Ehre kommt San Francisco Javier zu). Nicht einmal das Datum der Festlichkeiten fällt auf den ursprünglichen Gedenktag des Heiligen am 10. Oktober; im Jahr 1591 entschied man in Pamplona, das Fest, das schon seit 1324 gefeiert wurde, wegen des schlechten Wetters im Oktober auf den 7. Juli zu verlegen.

Die Art der Festlichkeiten wurzelt in den mittelalterlichen Jahrmärkten (ferias) sowie in den Stierkämpfen (corrida de toros). Damals wurden die Stiere von Hirten zur Plaza de Toros in die Stadt getrieben. Der spanische Stierkampf ist das letzte Relikt jenes vorzeitlichen Rituals, das in aller Regel die Tötung eines Stieres in den Mittelpunkt der Handlung stellt.
Der Chupinazo ist der offizielle Beginn der Sanfermines. Am 6. Juli versammeln sich abertausende Festgäste vor dem Rathaus in dichtem Gedränge, um dort den Startschuss der kleinen Rakete (cohetes) um Schlag 12 zu erwarten und zu feiern. Eine örtliche Persönlichkeit wird auserkoren, diese Rakete zu zünden und danach mit dem Spruch "Viva San Fermín, Gora San Fermín" ("Lang lebe San Fermin" auf Spanisch und Baskisch) die Festwoche offiziell auszurufen. Das Tragen der roten Halstücher, Teil der typischen Kleidung, ist vor Beginn der Fiesta eher unüblich.

Am 7. Juli um 10 Uhr wird im Rahmen einer Prozession eine große Figur des Schutzheiligen San Fermín durch die Altstadt Pamplonas getragen. Während kurzer Pausen singen die Teilnehmer zu Ehren ihres Patrons. Diese Prozedur dauert etwa 1 1/2 Stunden, bis der Zug an der Kirche San Lorenzo ankommt. Dort wird anschließend in der Kapelle des San Fermín Messe gehalten. Für einige Bürger ist dieser religiöse Aspekt einer der Wichtigsten des Festes.
Der Encierro ist das Eintreiben der sechs Kampfstiere in die Stierkampfarena. Hierbei handelt es sich um eine Strecke von 825 m, die hauptsächlich durch die Altstadt Casco Viejo von Pamplona führt.
Der Encierro (Einschluss, weil die Straßen mit Holzbarrieren abgeriegelt werden) findet täglich zwischen dem 6. und 14. Juli um 08:00 Uhr statt und dauert bei komplikationsfreiem Ablauf ca. drei Minuten. Sobald der Startböller Punkt acht Uhr ertönt, begeben sich die sechs Stiere mit einem Dutzend Kühe (mit Kuhglocken) auf die Strecke und rennen in Richtung Plaza de Toros (Stierkampfarena von Pamplona). Der Kick für die Teilnehmer ist es, eine kurze Wegstrecke möglichst neben einem Stier herzulaufen. Auf Grund der hohen Geschwindigkeit ist dies jedoch nur für zehn, max. zwanzig Meter möglich.
Traditionell trägt jeder Läufer (mozo) ein weißes Hemd und eine weiße, enganliegende Hose mit einem roten Halstuch (pañoleta) sowie einer roten Schärpe (faja). Viele erfahrene Teilnehmer laufen mit einer zusammengerollten Zeitung, um den Abstand vom Stier zum Läufer zu verlängern und den Stier am Hals in Richtung Arena zu lenken (denn es stimmt nicht, dass die Stiere auf „rot“ reagieren, sondern auf die Bewegun).
Der gefährlichste Teil ist die Cuesta de Santo Domingo. In dieser Enge passieren für gewöhnlich die meisten Unfälle. Mit jährlich steigender Teilnehmerzahl steigt auch die Verletzungsgefahr, da sich immer mehr Menschen auf der Strecke und den Fluchtwegen tummeln. Oft fallen Menschen und manchmal kollidieren Stiere mit Menschen, was zu Verletzungen führen kann. Seit 1900 starben ungefähr ein dutzend Personen, die an der Mutprobe "Encierro" teilnahmen.
Die Tiere müssen beim Encierro große Angst, Panik und Schmerzen durch Schläge und Stürze erleiden. Nach dem Eintreiben haben die sechs Stiere genau zehn Stunden Zeit, um sich am selben Abend in der Stierkampfarena der Mannschaft des Matadoren nach altem Ritual in einem Todeskampf zu stellen. Der Kampf endet für den Stier meistens tödlich. Die Einnahmen aus den Eintrittskarten der Arena und dem Verkauf des Stierfleisches kommen karitativen Zwecken zu Gute (lecker so ein mit Adrenalin vollgepumpter Stier..).
Nach dem Encierro gibt es Umzüge mit Cabezudos (Großköpfe) und Gigantes (Riesen), den "Reyes y Reinas", das sind ca. vier Meter große Riesenfiguren, die dem alten Leitbild des Mittelalters, den Königen von Europa, Afrika, Amerika und Asien entsprechen sollen.
Das Fest endet am 14. Juli dort, wo der Trubel auch angefangen hatte, auf der Plaza Consistorial vor dem Rathaus.

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